Vita
1944
Am 6. Juli in Großsteinberg, Landkreis Leipzig, geboren. Vater, Gerhard Flemming, ist gelernter Schriftsetzer, nach 1945 tätig als Neulehrer. Mutter, Lotte hat Leipzig wegen der drohenden Gefahr von Bombenangriffen verlassen und bringt Ursula Petra in Großsteinberg (heute Ortsteil der sächsischen Gemeinde Parthenstein) zur Welt, sie ist das einzige Kind.
1950
Einschulung in Leipzig-Kleinzschocher.
1958
Besuch der Oberschule in Leipzig-Grünau, abgeschlossen mit dem Zehnklassenabschluss. Teilnahme an Mal- und Zeichenzirkeln.
1960
Beginn des Vorstudiums an der Arbeiter- und Bauernfakultät für bildende Künste Dresden.
1963
Beendigung des Studiums in Dresden. Ab Oktober Volontärin im Malsaal der Leipziger Theaterwerkstätten.
1964
Studienbeginn an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ihre Lehrer: Werner Tübke, Hans Mayer-Foreyt, Harry Blume, Heinz Wagner.
1968
Mit Kommilitonen reist sie Reisen nach Moskau und Leningrad, es entstehen Erinnerungsbilder sowie ihre erste Selbstdarstellung: „Sitzender Akt (Selbst)“. Erste Einzelausstellung im Galerie- und Bilderkabinett Leipzig mit Gemälden, Gebrauchsgrafik und Radierungen.
1969
Beendigung des Studiums in der Klasse für angewandte Grafik bei Heinz Wagner. Seither freischaffend als Malerin und Grafikerin. Sie wird als Kandidatin in den VBK/DDR aufgenommen.
1970
Erstes Atelier ist in Leipzig-Kleinzschocher. Künstlerfreundschaften mit Volker Stelzmann, Ulrich Hachulla, Annette Peuker-Krisper und Wolfgang Peuker. Die Gruppe sieht sich in der Tradition des Verismus und kritischen Sozialismus der zwanziger Jahre und lehnt die herrschende Kunst der fünfziger Jahre ab. Die jungen Künstler bringen einen neuen Ton in DDR-Kunst ein.
1972
Heirat mit dem Maler und Grafiker Ulrich Hachulla.
1973
Das dreiteilige Tafelbild „Frauen“ für die Baumwollspinnerei Leipzig, Werk Naunhof, entsteht, sie strebt Realismus an, fühlt sich die sogenannten Leipziger Schule zugehörig.
Beginnt mit ihren ersten Holzschnitten zu Dichtungen von Federico Garcia Lorca; ein Thema das sie auch in den nächsten Jahren immer wieder aufgreift.
Erstmals ergreift sie ein politisches Ereignis tiefgehend - Pinochets Putsch gegen Allende in Chile.
1974
Beim Brand während ihrer Einzelausstellung im Kunsthaus Grimma werden viele Arbeiten (Aquarelle, Zeichnungen und Bilder) vernichtet oder beschädigt. Ab Mai Bekanntschaft und Zusammenleben mit Gerhard Kurt Müller. Im September Scheidung von Ulrich Hachulla, sie nennt sich wieder Flemming; ihre Mutter verstirbt.
1975
Geburt des Sohnes Conrad Flemming. Ausstellungen im Kunsthistorisches Museum Magdeburg und in der Grafischen Sammlung des Museums für Bildenden Künste Leipzig.
1978
Mehrmonatiger Aufenthalt des Paares mit Sohn auf einem ehemaligen Bauernhof in Posterstein.
1979
Arbeit am Wandbild in der Nikolai-Oberschule, Leipzig. März-April: Reise nach Sotschi mit einer Gruppe Leipziger Kollegen. Sie kommt erholt und voller neuer Eindrücke zurück.
1981
Gemeinsamer Umzug in ein altes Schulhaus in Friedrichsdorf bei Erfurt, verbunden mit der Hoffnung dort mehr Ruhe zu finden und konzentrierter Arbeiten zu können.
Dort leben und arbeiten sie bis 1985; trotz scheinbar idealer Arbeitsbedingun-gen empfindet Petra Flemming die Ruhe und Abgeschiedenheit immer öfter als beklemmend, es fehlen ihr die Geräusche und Anregungen des Großstadtlebens.
Geburt der Tochter Karoline Flemming.
Ausstellung im Erfurter Kunstkabinett; die Arbeit „Polnischer Tisch“ wird scharf kritisiert (es zeigt einen Tisch karg eingedeckt mit vier leeren Tassen und vier Scheiben Brot), man unterstellt ihr ‚Schadenfreude’ über die Situation in Polen. Im Tagebuch fragt sie sich, „… was die PKP die ganzen Jahre getrieben hat, dass das Land vor der totalen Pleite steht und wirklich gehungert wird.“.
Sie weigert sich erfolgreich, das Bild aus der Ausstellung zu entfernen.
Die Geschichte gibt ihr Recht, in Dezember verkündet die PKP (Polnische Kommunistische Partei) den Ausnahmezustand.
1982
Sie befasst sich mit der Künstlergemeinschaft Worpswede und - angeregt durch die Biografie von Paula Modersohn-Becker - mit dem Schicksal malender Frauen. In ihren Themen und Meinungen wird sie zunehmend kritischer und lauter der politischen Situation gegenüber.
1985
Gemeinsamer Umzug nach Leipzig.
1986
Nach mehrmaligen Ablehnungen – Petra Flemming und Gerhard Kurt Müller gehören nicht zum Reisekader der DDR – gelingt es, eine Genehmigung für die lang ersehnte 15tägigen Studienreise nach Paris zu bekommen. Die Reise wird zum großen Ereignis in ihrem Leben, Paris bleibt ihr Sehnsuchtsort. Mit Hartnäckigkeit erkämpft sie sich die Teilnahme an einer Ausstellung von DDR-Künstlerinnen in Stuttgart und Bremen. Besuch des Künstlerdorfs Worpswede.
Aus Katalog "Maler Arbeit" v.l.n.r.: Bernd Schlothauer, Gerhard Kurt Müller, Walter Sachs, Petra Flemming, Sabine Rittweger, Horst Peter Meyer, Thomas Rug, Mai 1986 vor der Weimarer Kunsthalle, Foto: Horst Feiler
1987
Bezug des ersten eigenen Ateliers in einem Neubau in Leipzig-Probstheida.
Bildende Kunst Heft 10 1986
1988
Beginn der Wandmalerei in der Käthe-Kollwitz-Schule in Arnstadt: „Käthe Kollwitz und die Gleichgesinnten“.
Petra Flemming stirbt unerwartet am 22. August 1988 in der Nähe ihres Arbeitsplatzes.
1989
Kunstpreis der Stadt Leipzig