Gerhard Kurt
Müller

Vita

1926 1926
Geboren am 1. Oktober in Leipzig-Probstheida als erstes von drei Kindern des Maschinenschlossers Kurt Müller und seiner Ehefrau Anna, geb. Moller. Kindheit in fast dörflichem Milieu.

Leipzig-Probstheida, Geburts- und Wohnhaus, 1938
1933
1933
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland beginnt die Schul- und Jugendzeit in Probstheida. Ein Zeichenlehrer erkennt seine Veranlagung und fördert ihn. Mit zehn Jahren zum Deutschen Jungvolk. Kriegsbeginn. 1941 erlebt Müller die ersten Bombenangriffe auf Leipzig im Luftschutzkeller des Elternhauses.

Gerhard Kurt Müller mit seinen Eltern und einer Schwester, 1930
1941
Lehre in der Firma Oscar Brandstetter als Retuscheur in der Abteilung Tiefdruck. Besuch der Gutenbergschule Leipzig, dort Zeichenunterricht bei Karl-Arthur Müller. Erste künstlerische Anregungen in Aquarellmalerei.
Mitglied des Leipziger Kunstvereins, dort sieht er erstmals moderne Kunst. Besuch des Museums der bildenden Künste in Leipzig und der Kunstausstellung des Sächsischen Kunstvereins in Dresden.
Gehilfenprüfung 1943.
1943
1943
Nach Beendigung der Arbeitsdienstzeit meldet er sich freiwillig zur Luftwaffe. Kommt zu einer Fallschirmjägereinheit. Kriegseinsatz in der Normandie (Juni 1944) und in den Ardennen (Dezember 1944).

Gerhart Kurt Müller beim Reichsarbeitsdienst, 1943
1945
Begibt sich in der Eifel bei Mayen am 10. März 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, kommt nach Frankreich (Langres/Champagne), Prisonnier de Guerre 762168. Arbeitet als Holzfäller, Landarbeiter und Lager-Bibliothekar. Beginnt wieder zu zeichnen. Repatriierung. 1948 Rückkehr nach Leipzig als unbedingter Kriegsgegner.
1948
Bewerbung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Immatrikulation. Studium bei Prof. Elisabeth Voigt, Prof. Walter Arnold und Prof. C. K. Massloff. Angeregt vom seit seiner Kindheit wegen desssen gesellschaftpolitischen Engagements bewunderten kommunistischen Großvater und Widerstandskämpfer, Franz Moller, Beitritt zur SED. Zeitweilig Studentenratsvorsitzender.
Die deutsche und französische Malerei, Zeichnung und Grafik des 19. Jahrhunderts finden sein besonderes Interesse.
1950
Heirat mit Sonja Käßner.
1951
Verleihung des Dr.-Hewlett-Johnson-Friedensstipendiums.
Geburt seines Sohns Frank.
1952
Abschluss des Studiums mit dem Diplom: Satirische Lithographien und eine theoretische Arbeit über Honoré Daumier.
Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands, später VBK/DDR.
Beginn autodidaktischer Malstudien.
1953
Teilnahme and der III. Deutschen Kunstaustellung in Dresden mit dem Bildnis eines "Offiziers der Kasernierten Volkspolizei". Das Bild löst heftige Reaktionen aus [siehe unter Texte: "Portrait"]. In der Folge hat die zuvor sehr geschätzte Malerei keinen Vorrang mehr im Schaffen des Künsters.
1954
1954
Berufung zum Dozenten und Leiter der Klasse für Freie Grafik und Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Das Lehramt an der HGB übt er bis zum freiwilligen Abschied im Jahr 1968 aus.
Beginn der Arbeit an Holzstichen, meist für Buchillustrationen; in den Folgejahren Illustrationen für Werke von Gogol, Weerth, Heine, Kleist, Schiller, Balzac u. a. für verschiedene Verlage. Anregungen durch Werke von Adolph Menzel (1815-1905) und dem englischen Holzstecher Thomas Bewick (1753-1828).
Die Kunst des Holzstichs gewinnt durch seine Lehrtätigkeit auch in diesem Feld in der HGB neue, auch überregionale Bedeutung.

Atelierfest, Leipzig 1956, v. l. n. r.: Brunhilde Heisig, Hans Mayer-Foreyt, Gehard Kurt Müller, Frau Eichhorn, Gerhard Eichhorn, Sonja Müller, Harry Blume, Berhard Heisig, Christel Blume
1958
Erste Einzelausstellung mit Zeichnungen und Malerei in der HGB Leipzig.
Seit 1951 sind etwa 30 meist kleinformatige Landschafts- und drei private Portraitgemälde entstanden.
1959
Reise nach Leningrad und Moskau. Besuch der Eremitag (Rembrandt "Rückkehr des verlorenen Sohnes"), der Tretjakow-Galerie und des Puschkin-Museums, besonders der Sammlung westeuropäischer moderner Kunst (Matisse und Cézanne).
1960
Fortgesetzte Arbeit an Holzsstichen. Im Institut für Buchgestaltung an der HGB erscheinen mit Holzstichen des Künstlers: Nikolai Gogol Der Njewski-Prospekt (1960) und Georg Weerth Englische Reisen (1962).
Gerhard Kurt Müller bediente sich der Technik des Holzstichs, bearbeitend das harte Holz des Buchsbaums… und legt eine bemerkenswerte Probe seines grafischen Könnens vor, das sich durch Einfühlungsvermögen ins dichterische Werk, durch eine moderne Auffassung und durch sicheres Handhaben des technischen Kalküls auszeichnet. Die strenge Architektur der Linien erinnert an die Kunst Faworskis. Müllers Illustrationen sind eindrucksvoll, zuweilen von bezaubernder Anmut… unschwer vorauszusagen, dass er … bald zu den markantesten Illustratoren der jüngeren Generation zählen wird. [Lothar Lang, Bildende Kunst, Heft 4, S. 195, 1962]
1961
Ernennung zum Professor.

Das Werk Gerhard Kurt Müllers ist nicht umfangreich, doch von einer Ausdrucksstärke, die Beachtung verdient... Die Malerei ist noch jungen Datums, sie ist Ausdruck eines im Grunde lyrischen Gemüts. Sein volkstümliches Genrebild Urlaub an der Ostee [1961] wird wohl sehr schnell populär werden… Charakterlich verbunden mit diesem Werk sind jene Gemälde, in denen die Atmosphäre der Stadt eingefangen worden ist…, An der Rennbahn, An der Wundtstraße und Stapelplatz von Großblockteilen [alle 1961]. Man hat in ihnen den Einfluß impressionistischer Malweise festzustellen geglaubt… [Es] bietet sich viel eher die Bildwelt Utrillos an… Der differenzierte Farbvortrag fällt auf, auch die Freude des Malers ist spürbar, Verborgenes ins Licht seiner Kunst zu ziehen. Eine solche Malerei ist durchaus nicht nebensächlich… [Lothar Lang, Bildende Kunst, Heft 4, S. 194 ff., 1962]
1962
Neben der Arbeit an Holzstichen für Buchillustrationen wird die Malerei wichtiger.
Tafelbilder: Es entstehen in ihrer Form traditionelle Portraits "Frank", "Schwester Anne", "Junger Arbeiter..." und - in neuer Bildauffassung - mit "Frau mit Spiegel" und "Frau mit Zitrone" für die Zeit bemerkenswerte, für den Künstler richtungsweisende Werke.
1963
Längerer Studienaufenthalt in Bulgarien, lebt einige Zeit im Kloster Batschkovo bei Assenovgrad. Es entstehen ausschließlich Naturstudien, neben Zeichnungen auch zahlreiche kleinformatige Ölbilder in meist impressionistischer Manier. Im Gemälde "In der Altstadt von Plovdiv" deutet sich das Formklima des späteren Werks bereits an.
1964
1964
Kunstpreis der Stadt Leipzig.
Berufung zum Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Leitung der Zweihundertjahrfeier der Akademie.
Sein Sohn Gregor wird geboren.
Es enstehen Potraitgemälde, "Arbeiterforscher Franz Birk" und "Bildnis J. S."

Gerhard Kurt Müller/Rektor der HGB Leipzig, 1964
1966
Rückgabe des Rektoren-Amtes der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, das er seit 1964 inne hatte. Beginn der Arbeit am Gemälde "Interbrigadisten vor Teruel".
1967
1967
Erstes größeres Tafelbild: "Interbrigadisten vor Teruel" (1966/67, Neue Meister Dresden). Das komplexe Werk überrascht Kollegen und Kritik. Auf der VI. Deutschen Kunstausstellung in Dresden machen die neue Bewertung einer historischer Situation und die neuartige Bildkomposition Furore. Die unheroische Darstellung ermatteter Brigadisten während einer Kampfpause in der verheerenden letzten große Schlacht spanischer Republikaner gegen die bald siegreichen Nationalisten unter Franco im bitterkalten Winter 1937/38, löst zunächt heftige Kritik aus, markiert aber einen neuen Umgang mit historischen Themen in der DDR-Kunst.

In der Klasse für Freie Grafik und Illustration, 1967, v. l. n. r.: Gerhard Kurt Müller, Rolf Münzner, Wolfgang Biedermann
1968
Aufgabe des Lehramtes, das er seit 1954 ausübte.
Seine Schüler waren: Wolfgang Biedermann (1940 – 2008), Karl-Georg Hirsch (*1938), Norbert Hornig (*1935), Rolf Münzner (*1942), Helga Paditz (*1939), Peter Pfefferkorn (*1940), Jiri Salomon (* 1935), Volker Stelzmann (*1940), Christine van der Heide-Schneider (*1944), Fotis Zaprasis (1941-2002), Baldwin Zettl (*1943) und andere.
Fortan freischaffend als Maler und Grafiker in Leipzig und Holzhausen bei Leipzig tätig.
1969
Ein zweites großes Historienbild wird fertiggestellt und - wegen des Mangels an Heroik - erneut kontrovers diskutiert: "Rue Ramponneau 28.5.1871" (1968/69, Museum der bildenden Künste Leipzig)
1970
Letzte Holzstiche für Verlage (Weerth "Englische Reisen", Gogol "Der Njewski-Prospekt", Schiller "Kabale und Liebe", Brentano "Des Knaben Wunderhorn" u.a.); einige Bücher wurden als "Schönste Bücher der DDR" ausgezeichnet.
Das Angebot, erneut das Rektorat der HGB zu übernehmen, lehnt er ab, weil er sich ganz seiner künstlerischen Arbeit widmen will.
Tafelbild: "Feld"
1971
Erste zeichnerische Entwürfe für Bildhauerarbeiten.
Arbeit an zwei großformatigen Historiengemälden, "Verbrüderung deutscher und russischer Soldaten 1917" (Armeemuseum/heute: Militärhistorisches Museum Dresden) und "Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg" (Kunstslg. der [Karl-Marx-]Universität Leipzig).
Tafelbild: "Herbsttag am See" (Museum der blidenden Künste Leipzig)
1972
In intensiver Auseinandersetzung mit neuen Inhalten und Formen für seine Malerei, die nun das statische Historienbild ablösen sollen, entstehen sorgfältig gearbeitete Gemälde unterschiedlichen Stils und Inhalts; mit "Verbotener Strand" deutet sich ein in die künstlerische Zukunft weisender neuer bildnerischer Umgang mit Komposition und Massen an.
Holzschnittzyklus zu Kleist, "Marionettentheater".
Tafelbilder: "Roter Drachen", "Paar im Grünen", "Der Brigadier" (alle Museum der bildenden Künste Leipzig), "Park mit Fontaine", "Verbotener Strand"
1973
Arbeit an ersten Holzskulpturen; das Werk von Ernst Barlach gewinnt für ihn an Bedeutung. Hauptpreis der I. Internationalen Triennale für Malerei Sofia für „Interbrigadisten vor Teruel“ – Ausstellung in Sofia Mai/Juni 1973. Holzschnitt-Zyklus zu Heine, "Harzreise".
Tafelbild: "Selbstbildnis" (Museum der bildenden Künste Leipzig)
Skulpturen: "Kleiner Akt", "Kleiner Torso"
1974
Gastprofessur an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Beteiligung an der Kabinettausstellung "Kunst der Zeit-Skulptur und Zeichnung" der Genossenschaft Bildender Künstler Leipzig.
Lernt die Malerin und Grafikerin Petra Flemming (geb. 1944) kennen.
Tafelbild: "Das Jahr Fünfundvierzig" (Polyptychon, 1973/74, Stadtgeschichtliches Musem Leipzig)
Skulpturen: "Fliegende" (1973/74), "Begegnung" (Museum der bildenden Künste Leipzig), "Gesicht und Hände"
1975
Geburt seines Sohnes Conrad Flemming.
Beginnt den Zyklus von Holzschnitten zu Henry Barbusse, "Le Feu".
Tafelbilder: "Wald", "Irische Landschaft" (beide Staatl. Museum Schwerin)
Skulptur: "Weibliche Büste"
1976
1976
Personalausstellung „Gerhard Kurt Müller – Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Plastiken“ im Museum der bildenden Künste Leipzig. Beteiligung an der Ausstellung „Leipziger Kunst in Kiew“ mit „Herbsttag am See“ und "Stilleben mit Gurken und Pflaumen". Studienreise nach Güstrow, Besuch Ernst Barlachs Heidberg-Haus und Atelier. Holzschnitte zu Henry Barbusse, "Le Feu" u. a.
Triptychon: "Memento Espana" (1975/76, Museum der bildenden Künste Leipzig)
Tafelbilder: "Lesende Frau" (1975/76), "Abziehendes Gewitter über Posterstein"
Skulpturen: „Schlafende Frau“, "Gasmaske mit Stahlhelm"

Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig, 1976
1977
Personalausstellung „Gerhard Kurt Müller – Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Plastiken“ im Staatlichen Museum Schwerin (Katalog).
1977-1979 zeitweiliger Landaufenthalt in Posterstein bei Ronneburg mit Petra Flemming und Sohn Conrad. Dort konzentrierte künstlerische Arbeit an Holzskuplturen, Gemälden und Holzschnitten, letztere u.a. zu Jarry, "Ubu Roi".
Tafelbilder: "Spritzenhaus" (Slg. der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig), "Postersteiner Landschaft"
Skulpturengruppe: "Memorial" (Kunstslg. der Universität Leipzig)
1978
Personalausstellung „Gerhard Kurt Müller – Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Plastiken“, Galerie Junge Kunst Frankfurt/ Oder.
Noch in Posterstein weiterhin intensive Arbeit an Holzskuplturen, Gemälden und Holzschnitten, letztere u. a. zu Babel, "Reiterarmee". Der Kunsthistoriker Lothar Lang bezieht sich auf das Tafelbild "Aufstand" (Mitteleil der "Hamburger Trilogie"), wenn er schreibt: "Gerhard Kurt Müller gehört alsbald zu den Erneuerern des realistischen Historienbildes in der DDR." (Weltbühne Berlin 44/1986).
Installation: "Hamburger Trilogie" (1977/78, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)
Tafelbild: "Knabe mit Papiertrikolore" (1978)
Skulptur: "Postersteiner Knabe" (1977/78)
1979
1979
Teilnahme an der II. Internationalen Triennale für Malerei Sofia mit "Memento Espana". Personalausstellung "Skulpturen und Zeichnungen" im Hörsaal der Karl-Marx-Universität Leipzig und im Angermuseum Erfurt.
Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur.
Scheidung von Sonja Müller.
Tafelbild: "Ich 1931"
Skulpturen: "Soldat (Hommage an Isaak Babel)" (1978/79), "Figur im Gehäuse (LSR)"

Atelier in Leipzig, Täubchenweg, 1979
1980
1980
Tod seines Sohnes Gregor. Kauf eines Landhauses in Friedrichsdorf bei Erfurt; das alte Schulgebäude bietet genügend Raum für zwei Ateliers und und die junge Familie.
Tafelbild: "Stilleben mit Trompete (für Gregor Müller)", "Ubu-Bild" (Kunstslg. Gera)
Skulptur: "Eva (für Gregor)"

Haus in Friedrichsdorf bei Erfurt, Atelierseite, 1980
1981
1981
Geburt seiner Tochter Karoline Flemming.
Übersiedlung mit Petra Flemming und den Kindern nach Friedrichsdorf, die Wohnung im Leipziger Täubchenweg wird beibehalten.
In Friedrichsdorf arbeitet er besonders an großen Holzskulpturen. In der Malerei entsteht Neues: "Ihre Formsprache ist hart und unerbittlich. Müller treibt sie ... in eine stereometrische Konstruktionslogik (General und Tänzerin, 1981/82), die in unserer Kunst keinen Vergleich hat" (Lothar Lang, Weltbühne Berlin 44/1986).
Tafelbilder: „General und Tänzerin“ (1981/82, Museum der bildenden Künste Leipzig), "Die Jüdin" (1981/82)
Skulptur: „Johann Sebastian Bach“ (1981/84, Museum der bildenden Künste Leipzig)

Atelier im Täubchenweg Leipzig mit Karoline Flemming, 1988
1982
1982
Beteiligung an der Sonderausstellung „Grafik zur Internationale“, Galerie am Fischmarkt Erfurt (1982/83).
Tafelbild: "Drachen mit rotem Mond"
Skulpturen: "Torso eines Überlebenden" (1982/84), "Skulpturengruppe mit drei Figuren" (1982/85, Nationale Slg. der DDR - Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg)

Atelier in Friedrichsdorf, 1982
1983
Beginn der Arbeit am Gemälde "Großes Ubu-Bild", erste Kaltnadelarbeiten zu diesem Thema (Alfred Jarry, "König Ubu", 1896).
Skulpturen: "Kleine Stehende", "Weiblicher Torso"
1984
1984
Ministeriell genehmigter Besuch der Max-Beckmann-Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie in West-Berlin. Interesse an der École de Paris, besonders am Werk des polnischen, in Paris verstorbenen Malers Tadeusz Makowski (1882-1932).
Es gibt keinen zweiten Maler in der DDR, der stereometrische Konstruktionen so radikalisiert wie Müller. 'Knabe und Trommler' ist mit seinem beängstigenden kubistischen Rhythmus ein Beispiel dafür. Solche Malerei ist tatsächlich ein Novum..." (Lothar Lang, Die Weltbühne, Nr. 44, 1986)
Tafelbilder: "Großes Ubu-Bild" (1983/84), "Knabe und Trommler" (1983/84, Angermuseum Erfurt), "Der Trommler" (Kunsthalle der Sparkasse Leipzig)

Gerhard Kurt Müller und Petra Flemming im Atelier
1985
Personalausstellung „Hundert Zeichnungen“ in der Galerie erph Erfurt. Beteiligung an der Ausstellung „Künstler gegen Faschismus und Krieg“ mit „Knabe und Trommler“, „ Großes Ubu-Bild“ und “Torso eines Überlebenden“ (Holz) in der Galerie am Fischmarkt Erfurt (Katalog).
Wieder Atelier und Wohnung in Leipzig, Täubchenweg. Das Haus in Friedrichsdorf wird verkauft, das Atelier beibehalten.
Tafelbild: “La petite famille“
Skulptur: "Kopf eines alten Mannes"
1986
1986
Reise mit Petra Flemming nach Paris; nach langen heftigen Verhandlungen mit Künstlerverband und Kulturministerium der DDR werden endlich Pässe ausgestellt und die kurz befristete Auslandsreise - ohne Kinder - genehmigt. Besuch des Picasso-Museums, im Louvre ägyptische Plastik.
Die Personalausstellungsreihe "Malerei, Skulptur, Grafik" beginnt in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle/Saale (Katalog).
Tafelbild: "Kristallnacht"

Aus Katalog "Maler Arbeit" v.l.n.r.: Bernd Schlothauer, Gerhard Kurt Müller, Walter Sachs, Petra Flemming, Sabine Rittweger, Horst Peter Meyer, Thomas Rug, Mai 1986 vor der Weimarer Kunsthalle, Foto: Horst Feiler
1987
1987
Teilnahme an der X. (und letzten) Kunstausstellung der DDR mit „Knabe und Trommler“: ... Doch auch sonst zählen Formexperimente nicht eben zum Terrain der DDR-Kunst. G. K. Müllers 'Knabe und Trommler', dem englischen Vorticismus der Zehnerjahre unseres Jahrhunderts verwandt, bildet eine fast exotische Ausnahme. (Bernhard Schulz, Der Tagesspiegel, 11.10.1987)
Die Reihe der Personalausstellung „Malerei Skulptur Grafik“ wird fortgesetzt in der Kunstgalerie Gera und der Galerie am Fischmarkt Erfurt (Katalog ).
Triptychon: "Sterne und Kanonen" (Stiftung Schloss Friedenstein Gotha)

Ausstellung in der Galerie am Fischmarkt Erfurt, 1987
1988
1988
Teilnahme an der Biennale Venedig mit „Knabe und Trommler“.
Petra Flemming stirbt unverhofft während der Arbeit an einem Wandbild in Arnstadt. Gestattete Reise nach München zum ältesten Sohn Frank, der mit Frau und Tochter nach wiederholten Ausreiseanträgen im Frühjahr in die BRD übersiedelt war. Besuch der Museen.
Beteiligung an Ausstellung der Galerie Fliesenwerke Boizenburg „Ein Lehrer und seine Schüler-Hommage ȧ A. Paul Weber“.
Beteiligung an der Ausstellung „Amérika Latina - Lateinamerikanische Kunst in der DDR", es werden die Skulpturengruppe „Memorial“ und der Holzschnitt „Viva Nikaragua“ gezeigt.
Tafelbilder: “Demonstrantin“, "Flüchtlinge" (1986/88, Kunstarchiv Beeskow)

Biennale Venedig 1988, Arbeiten von Willi Sitte und Gerhard Kurt Müller
1989
Reise nach Worpswede und Bremen; Bilder der Paula Modersohn-Becker und Besuch der Gerhard-Marcks-Retrospektive. Erklärt seinen Austritt aus der SED durch Rückgabe des Parteibuchs an den Parteisekretär im Verbandsbüro des VbK (DDR) in Leipzig.
Tafelbilder: „Mann mit spitzem Hut“
1990
Mitglied im Bund Bildender Künstler Leipzig e.V.
Die Vorbereitungen für eine retrospektive Ausstellung im Alten Museum Berlin, veranlasst durch das DDR-Kulturministerium, werden wegen der Auflösung der DDR abgebrochen.
Bekanntschaft mit Ilse Stein.
Tafelbild: "Kleiner König"
Skulptur: "Die Frau mit dem Haarknoten" (1989/90)
1991
Reise in die Schweiz; Besuch der Chagall-Ausstellung in Martigny
Tafelbild: "Footballer"
Skulptur: "Stehende mit verschränkten Armen (Die Irakerin)"
1992
1992
Zweiter Aufenthalt in der Schweiz, begleitet von Ilse Stein und Tochter Karoline; Besuch der Picasso-Ausstellung in Bern und der Georges Braque-Ausstellung in der Fondation Pierre Gianadda, Martigny.
Umfangreiche retrospektive Ausstellung „Malerei, Skulptur, Zeichnung und Grafik“, Galerie der HGB Leipzig.
Tafelbilder: "Frau mit Kind", "Ubus nehmen ein Kalb aus" (1991/92)

Ausstellung in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 1992
1994
Reise in die Champagne nach Langres u.a. Orte, ins Elsass nach Colmar, "Isenheimer Altar".
Publiziert den Katalog über das Werk von Petra Flemming (Leipzig 1993/93).
Tafelbild: "Billardspieler" (1993/95)
Skulptur: "Große Maske"
1995
Reise nach Paris mit Sonja Müller; Besuch des Ateliers von Ossip Zadkine und der ersten französischen, großen Retrospektive Constantin Brancusis im Centre Georges Pompidou. Gromaire-Bilder im Musée d'art moderne de la Ville de Paris (MAMVP).
Erster Bronzeabguss von einem Holzmodell (Kleine Stehende, 1983), noch als Vollguss von einer Leipziger Industriegießerei ausgeführt.
Tafelbild: "Ungleiches Paar"
1996
1996
Personalausstellungen „Gerhard Kurt Müller - 52 Zeichnungen“ in Leipzig-Wiederitzsch (Rathaus) und „Skulpturen und Zeichnungen“ im Westphalschen Haus, Markkleeberg.
Teilnahme an der Ausstellung „Lehrer und Schüler der HGB Leipzig – Arbeiten auf Papier“ im Kunstverein Coburg.
Anlässlich des 70. Geburtstages Herausgabe des Katalogs „Gerhard Kurt Müller“ durch den Schriftsteller Peter Gosse im Passage-Verlag Leipzig.

Atelier im Täubchenweg Leipzig, Peter Gosse (links) und Gerhard Kurt Müller, 1996
1997
Reise mit dem Lyriker Peter Gosse in die Schweiz, Giacometti-Abteilung im Museum Bern. Reise mit Ilse Stein nach Brügge und Antwerpen, zum Constant-Permeke-Museum in Jabbeke; im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen: Jean Fouquet „Die Jungfrau mit dem Kind“ (um 1450)
Tafelbilder: „Begegnung“, "Nature Morte I (Croix Rouge)"
Skulpturen: "Figur mit übereinandergeschlagenen Händen", "Stehende", "Die Baronin" (Figur II)
1998
Nach 35 Jahren Aufgabe des Leipziger Ateliers im Täubchenweg aus Kostengründen, Umzug in die Lampestraße.
Im der Reihe "Zeitläufe – Zeitgleich" umfangreiche Ausstellung „Malerei, Skulptur, Holzschnitt, Zeichnung“ im Kunstverein Coburg, Pavillon im Hofgarten, mit Fridhelm Klein/München (Katalog); als Leihgabe der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha wird das Triptychon „Sterne und Kanonen“ einbezogen.
Tafelbilder: "Nature Morte II", "Flüchtling", "Fallschirmjäger"
1999
Kaltnadel-Radierungen, 13 "Große Ubu-Blätter" entstehen.
Tafelbilder: "Schwarze Sterne", Flüchtling I", Flüchtling II"
Skulptur: "Soldat mit Einschuss"
2000
Einzelausstellung "Skulpturen & Zeichnungen" in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Leipzig.
Tafelbilder: "Etablissement", "Sitzende in Landschaft"
2001
Umzug nach Leipzig-Mockau, in der Lampestraße wird das Souterrain beibehalten.
Tafelbilder: "Mann mit Hut", "Bahn-Wärterhaus"
Skulptur: "L'Abesse" (Figur I)
2002
Beteiligung an der Jahresausstellung des Bundes Bildender Künstler Leipzig „Handzeichnung und Kleinplastik“ mit Zeichnung „Sitzende“ und Skulptur „Kopf maskulin“ (Katalog).
Tafelbilder: „Gespenster am Toten Mann“, I, II, III und "Radfahrer"
2003
Personalausstellung „Malerei Zeichnungen Skulpturen" im Bilderhaus Krämerbrücke Erfurt; erstmals wird eine Auswahl aus dem Komplex der Zeichnungen zu „Le Feu“ von Henri Barbusse gezeigt.
Schenkung von fünf Zeichnungen zu Barbusse an die Kulturstiftung Rügen. Dauerleihgabe des Gemäldes „Kristallnacht" an die Kulturstiftung der Stadt Rügen (Rathaus).
2004
Gründung der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung in Leipzig, Stiftungsverzeichnis des Regierungspräsidiums Leipzig unter der Registriernummer 1/2004 am 15.10.2004. Das Grundstockvermögen der Stiftung umfasst zum Gründungszeitpunkt ein Oeuvre von 52 Gemälden, 16 Skulpturen, 40 Holzschnitten und 200 Zeichnungen.
Anmietung von Stiftungsräumen in der Berliner Straße, Auflösung des Lagers in der Lampestraße.
Tafelbilder: „Avis“, „Ubu-Bild-Null-Vier“
2005
Einrichtung der Ständigen Ausstellung der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung in der Berliner Straße 69, 04129 Leipzig, 1. Etage.
2006
Retrospektive Ausstellung in der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers.
Edition des Bildbandes „Gerhard Kurt Müller“ mit Text des Schriftstellers Helmut Richter. Videodokumentation „Zum Leben und künstlerischem Werk von Gerhard Kurt Müller“ von B./ U. Windoffer.
Herausgabe der Mappe „Gerhard Kurt Müller 80“ durch die Schriftsteller Volker Braun, Peter Gosse, Herbert Kästner, Adel Karasholi, Angela Krauß und Helmut Richter sowie die Künstler Rolf Kuhrt, Walter Libuda, Rolf Münzner und Günter Richter (einmalige Auflage 41 num. Ex.)
Tafelbild: „Höhe Drei Sieben Sieben“
2007
Teilnahme mit „La petite famille“ an der Ausstellung "Geometrie der Figur - Luca Cambiaso und die moderne Kunst" in Osnabrück (Katalog).
Tafelbild: „Match“
2008
Teilnahme an den Ausstellungen "Blickwechsel. Menschenbilder nach der Klassischen Moderne" in Meiningen und Kissingen (Katalog) und an „Ostdeutsche Kunst – Bilder aus privaten Sammlungen“, Städtische galerie ada Meiningen sowie an der 15. Leipziger Jahresausstellung „Tunnel“ in Leipzig (Katalog).
Tafelbild: "Frau mit gelbem Hut"
2009
Retrospektive Ausstellung in der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung Leipzig anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Stiftung. In der Ausstellung der Kunsthalle Sparkasse Leipzig „Nur ein bisschen Kunst“ wird „Spritzenhaus“ gezeigt (Titelbild des Katalogs).
Tafelbilder: “Pierrot mit Anderen“ und „Knabe und Trommler“ (Replik des Bildes des Angermuseums Erfurt -1983/1984).
2010
Einzelausstellung in der Galerie im Quellenhof des Sammlers Günter Lichtenstein in Garbisdorf/Göpfersdorf „La Grande Guerre“ mit 44 Zeichnungen und Skulpturen (Dokumentation: Göpfersdorfer Kunstblätter 3, Text: Dr. Dieter Gleisberg).
Skulptur: „Sitzende/Torso“
2011
Retrospektive Ausstellung in der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung anlässlich des 85. Geburtstages „Malerei, Skulptur, Holzschnitt, Zeichnung“. Am 1. Oktober Vorstellung des Buches „Gerhard Kurt Müller & Zeitgenossen - Man darf sich nichts erlassen", herausgegeben von Peter Gosse und Manfred Jendryschik, Edition Cornelius Halle..
Tafelbild: „ Kleine Demo“
2012
In der Ausstellung „Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt“ im Angermuseum Erfurt wird die „ Skulpturengruppe mit drei Figuren“ (1982/85) des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg gezeigt (Katalog); in der Skulpturenausstellung "Wo wir sind, da ist die Mitte" in der Alten Handelsbörse Leipzig, die „Schlafende“ (Bronze 4/6) und „Kleine Stehende“, (Bronze 2/6). Teilnahme an „40 Jahre Leipziger Grafikbörse“ in der Alten Handelsbörse Leipzig (Katalog). Das Erich Wilker Museum Lohmar zeigt in der ständigen Sammlung das Gemälde „Ubus nehmen ein Kalb aus“ (1991/92) und 3 Zeichnungen (Dauerleihgaben).
Tafelbilder: „Soldat“, "OP"
2013
Retrospektive Ausstellung „Gerhard Kurt Müller – Malerei Skulptur Zeichnung
Holzschnitt“ im Grafik Museum Stiftung Schreiner, Bad Steben (Katalog).
Beteiligung an der Ausstellung „Ohne Titel abstrakt konkret konstruktiv“ in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig (Katalog).
2014
Anlässlich des 100. Jahrestages des 1. Weltkrieges Edition des Buches “ LA GRANDE GUERRE“ durch die Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung mit 44 Zeichnungen und Text von Dr. Dieter Gleisberg, Altenburg; Vorstellung anlässlich der Leipziger Buchmesse 2014.
Beteiligung an den Ausstellungen „Echo des Krieges“, Städtische galerie ada Meiningen und Schlossbergmuseum Chemnitz (Katalog), an "saxonia paper II" mit Zeichnungen zu „Le Feu“ von Henri Barbusse („XII“ und „XLII“) und Teilnahme an der 33. Leipziger Grafikbörse (Katalog).
Tafelbilder: "Grenzgänger", "Montur"
2015
Künstlergespräch im Rahmen der Leipziger Buchmesse: „Erinnerungen des Künstlers an Leibl, Gromaire, und Ensor“, im Dialog mit Siegfried Schäfer, Düsseldorf.
Einbeziehung des Bildes „Begegnung" (1967) in die Ausstellung „Die phantastische Linie – Kunst aus Leipzig“ des Kunstvereins „Talstrasse“ e. V. Halle/Saale.
Vorbereitung des Werkverzeichnisses des künstlerischen Oeuvres durch Siegfried B Schäfer, Ilse Stein und Cecilia A. M. Witteveen.
Tafelbilder: „Illusion“, "Der Kaiser", "Carne vale"
2016
Künstlergespräch im Rahmen der Leipziger Buchmesse: „Der Künstler und die Leipziger Schule: Wegbereiter – Verbündeter – Zeitgenosse?“, im Dialog mit Dr. Dieter Gleisberg, Altenburg.
Personalausstellung mit Zeichnungen zu "La Grande Guerre" im Angermuseum Erfurt. Beteiligung an der Druckgrafik-Ausstellung "Hommage für Peter Schnürpel" im Lindenau-Museum Altenburg. Vorbereitung der Jubiläumsausstellung anlässlich des 90. Geburtstages in der Gerhard-Kurt-Müller-Stiftung Leipzig, "Malerei, Skulptur, Zeichnung" (Vernissage am 1. Oktober 2016).
2018
Große Personalausstellung im Lindenau-Museum Altenburg. Gezeigt wird eine Auswahl von über 150 Werken, Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte, Holzstiche, Studien, Skizzenbücher und - erstmals - Handpuppen, mit wichtigen Leihgaben in Museumsbesitz aus Leipzig, Gotha, Magdeburg und Erfurt.
2019
Gerhard Kurt Müller stirbt am 16. Oktober, kurz nach seinem 93. Geburtstag, in Leipzig.
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